News
Am 27.08.2025 hat die Stadtkultur im Rahmen der Sitzung der Städtischen Deputation für Kultur mit einem Input die Deputierten über die aktuelle Situation der freien Einrichtungen informiert sowie die aus unserer Sicht strukturelle Transformation in diesem Bereich skizziert und Politik und Verwaltung die Perspektive einer gemeinsamen Entwicklung einer zukünftigen Kulturförderstrategie vorgeschlagen.
Für die Stadtkultur vorgetragen haben in der Deputationssitzung: Rebecca Gefken (Vorständin Stadtkultur und stellvertretende Geschäftsführerin von “belladonna”), Janine Behrens (Geschäftsführerin “Künstler:innenhaus”) und Thomas Hartmann (Geschäftsführer Stadtkultur)
Der folgende Text dokumentiert unseren Beitrag.
*
Part 1: Die aktuelle Situation: Evaluation, Beispiele, strukturelle Analyse
Anfang des Jahres haben wir Feedbacks aus den Einrichtungen erhalten, die die Entwicklung ihrer finanziellen Situation als sehr pessimistisch einschätzen. Hierbei handelt es sich nicht nur um kleine, sondern auch um größere und etablierte Zentren. Deshalb haben wir bereits im Frühjahr eine Evaluation durchgeführt, um uns ein besseres Bild machen zu können.
Evaluation und Ergebnisse
Auf die Frage „Wie schätzt Ihr die finanzielle Situation Eurer Einrichtung in den Jahren 2025, 2026 und 2027 ein, wenn Ihr auf Eurem aktuellen Niveau (finanziell, personell und hinsichtlich Eurer Angebote) weiterarbeitet?“ haben knapp 80% geantwortet: dass ihre finanzielle Situation in den Jahren 2025, 2026 bzw. 2027 nicht gesichert sei. – Wobei dies für 50% erst für 2027 zutrifft.
Als konkrete Maßnahmen gegen die “existenzielle Bedrohung oder Insolvenz” nannten 28%: “Entlassungen”, 17%: dass auslaufende Verträge nicht verlängert würden, 33%: dass Stellen unbesetzt blieben, 56%: dass Stunden reduziert werden müssten und 45%: dass die Angebote und Öffnungszeiten eingeschränkt werden müssten.
Auf die Frage: „Um wieviel Prozent müsste die aktuelle Förderung erhöht werden, damit Eurer Einrichtung in den Jahren 2025, 2026 und 2027 auf dem aktuellen Niveau (finanziell, personell und hinsichtlich Eurer Angebote) weiterarbeiten kann?“ antworteten die meisten Einrichtungen: “mit ca. 15%”.
Die mit diesem Schlaglicht auf die Evaluation konturierte Situation hört sich dramatisch an – und ist es auch:
Das verdeutlicht bspw. auch ein Blick auf die Inflationsrate. Wenn wir das Jahr 2020 als Ausgangspunkt nehmen, da in 2020 bei vielen Einrichtungen die institutionelle Förderung angepasst wurde, und uns entsprechend die Inflationsrate in Deutschland für die Jahre 2021 bis heute laut den Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) betrachten, dann lässt sich eine durchschnittliche Inflationsrate von gut 20% konstatieren. Die institutionelle Förderung wurde jedoch in diesem Zeitraum für die freien Einrichtungen nur um 5% angehoben. Das bedeutet, dass diese bzgl. der Inflationsrate um ca. 15% hinterherhinken – und das macht sich sukzessive bemerkbar
Hinter diesen Zahlen stehen reale Folgen. Folgen, die wir täglich spüren: in gekürzten Programmen, in Überstunden, in fehlender Lohnangleichung und in der wachsenden Gefahr von Altersarmut. Das bedeutet: Einrichtungen stehen unter ernormen Druck. Beschäftigte arbeiten ohne faire Bezahlung, oft mit Überstunden und ohne Sicherheit. Qualifiziertes Fachpersonal zu finden wird immer schwieriger. Nach jahrzehntelanger Arbeit – wie zum Beispiel bei belladonna – steht am Ende oft nur ein Wohngeld-Anspruch.
Und für die Stadtgesellschaft heißt das: Attraktivitätsverlust, sinkende Qualität und eingeschränkte Öffnungszeiten.
Jetzt möchten wir einen Blick in die Praxis werfen.
Beispiele aus der Praxis
Zur Inflationsbelastung in der Soziokultur:
In den letzten drei Jahren sind die Kosten für Instandhaltung, Wartung und Reparaturen in unseren Häusern massiv gestiegen – allein beim Güterbahnhof um ca. über 10.000 € jährlich. Handwerker*innenleistungen haben sich zum Teil nahezu verdoppelt, von 44 € auf 78 € pro Stunde. Diese Preissteigerungen schlagen sich in allen Rechnungen nieder.
Zur persönlichen Perspektive und Altersarmut:
Viele von uns im Kulturbereich haben langjährige, vielfältige Ausbildungswege hinter sich – von Handwerks- bis Hochschulabschlüssen, ergänzt durch jahrelange Arbeit in Projekten, oft in Teilzeit, oft nebenher in anderen Jobs. Endlich in den Positionen angekommen, die wir gelernt haben, sehen wir uns dennoch mit prekären Perspektiven konfrontiert: Unsere Rentenbescheide sprechen von Altersarmut – trotz voller Berufstätigkeit. Vergleichbar sind unsere Gehälter mit denen von Pflegekräften, die gesellschaftlich ebenso unverzichtbare Arbeit leisten.
Praxisbeispiel Künstler:innenhaus Bremen:
- Um das unverschuldete Defizit durch Teuerungsraten auszugleichen mussten wir in den letzten drei Jahren Personal und Programm kürzen: 0,75 VZÄ – das sind eine administrative Assistenz und Reinigungskraft, eine studentische Aushilfe und eine Honorarkraft für die Aufsichten in der Galerie.
- Wir machen eine Ausstellung weniger im Jahr und haben einen Tag Öffnungszeit komplett gestrichen sowie eine Stunde an allen weiteren Tagen reduziert.
- Auch wir haben nur einen 10 Jahres Mietvertrag – inkl. Staffelmiete. Diese Mieterhöhungen sind faktisch eine Kürzung unserer Förderung. Denn die Weitergabe an die Mitglieder im Haus, reicht nicht aus: Seit 2022 wurde die Miete bereits in zwei Schritten für alle erhöht – und eine weitere Erhöhung ist zu 2026 geplant. Aber damit die einjurierten professionell arbeitenden Künstler:innen noch von der subventionierten Arbeitsumgebung profitieren und ihre Mieten bezahlen können.
- Das KH umfasst 2600 qm, 17 Ateliers für Bildende Künstler:innen und 11 weitere Studios, Werkstätten für die Keativszene, ein Gastatelier und eine Galerie mit internationalem Programm und 5 Förderprogramme. All das stemmen wir gerade mit fünf Personen oder anders gesagt 3 VZÄ.
Die Zahlen und Beispiele zeigen es deutlich: Die Situation ist nicht abstrakt, sie hat sehr konkrete Folgen. Folgen für die Beschäftigten, für die Strukturen in unseren Einrichtungen, für den gesamten freien Bereich – und für Bremen als Kulturstadt. Diese Konsequenzen möchte ich jetzt benennen.
1. Belastung der Beschäftigten
- Gefahr von Überstunden, nicht genommener Urlaub, ständige Überarbeitung.
- Hoher Stressfaktor durch Planungsunsicherheit.
- Konkrete Folgen: gesundheitliche Belastungen, steigende Krankheitsausfälle, Burnout.
2. Auswirkungen auf Personal und Strukturen
- Fachkräftemangel verschärft sich: Qualifizierte Menschen wollen unter diesen Bedingungen nicht mehr arbeiten.
- Einrichtungen geraten in Dauer-Krisenmodus: „Welches Feuer löschen wir zuerst?“
- Statt nachhaltiger Entwicklung nur noch kurzfristiges Reagieren.
3. Folgen für den Freien Bereich insgesamt
- Der freie Bereich wird nach und nach ausgedünnt.
- Ressourcen für Innovation, Kreativität und neue Projekte schwinden.
4. Qualitätseinbußen und gesellschaftliche Konsequenzen
- Die hohe Qualifikation der Beschäftigten kann im Alltag nicht mehr wirksam werden.
- Das führt zu einem messbaren Qualitätsverlust in der kulturellen Arbeit.
- Damit verliert Bremen langfristig kreative Innovationskraft.
Damit wir weiterarbeiten können bräuchte es:
- Erhöhung der Förderung & Inflationsausgleich
- Angemessene Ausstattung der bereits geförderten Institutionen.
- Ein Inflationsausgleich von ist unabdingbar, um die aktuelle Finanzierungslücke zu schließen.
Trotz all dieser widrigen Bedingungen halten die freien Kultureinrichtungen durch – mit enormem Einsatz der Beschäftigten und mit einem spürbaren Mehrwert für Bremen. Wir leisten nicht nur Kulturarbeit im engeren Sinn, sondern tragen tagtäglich dazu bei, dass unsere Stadt lebendig, vielfältig und solidarisch bleibt.
Und genau darum geht es im nächsten Teil: Die Stadt bekommt für ihre Investitionen in die freie Kultur weit mehr zurück, als oft sichtbar ist – für die Gesellschaft, für die Stadtteile, für die Attraktivität Bremens insgesamt.
*
Part 2: Die Stadt kriegt was für ihr Geld!
1. Beitrag zur Stadtgesellschaft
Die freien Einrichtungen in Bremen sind weit mehr als Orte für Kulturveranstaltungen. Sie sind zentral für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für kulturelle Vielfalt und für eine lebendige Demokratie.
- Sie stellen Begegnungsräume dar, in denen Nachbarschaften gestärkt und soziale Netze geknüpft werden.
- Sie ermöglichen kulturelle Teilhabe unabhängig von Einkommen, Herkunft oder Bildungshintergrund.
- Sie verbinden in ihren Programmen Kultur, Bildung, Soziales und Stadtteilarbeit – und erreichen dadurch Zielgruppen, die klassische Kulturinstitutionen oft nicht erreichen.
- Empowerment & Bildung: Wir fördern Selbstwirksamkeit, kritisches Denken und solidarisches Miteinander.
Doch die Bedeutung von Kultur – und gerade auch von Stadtkultur und unseren Einrichtungen – geht noch weiter. Denn Kultur ist nicht nur schön, sie ist auch ein entscheidender Push- und Pull-Faktor für Städte. Sie entscheidet darüber, ob Menschen bleiben, ob sie kommen, ob sie eine Stadt als lebenswert wahrnehmen. Und genau hier knüpft der internationale Diskurs an. –> Faktor der viel zu wenig gewürdigt wird
2. Z.B. Creative City
Die Theorie der „Creative City“ – insbesondere durch Richard Florida geprägt – hebt hervor, dass städtische Entwicklung maßgeblich davon abhängt, wie attraktiv Städte für kreative, innovative und hochqualifizierte Menschen sind.
- Menschen dieser „Creative Class“ ziehen gezielt dorthin, wo sie eine offene, vielfältige und inspirierende Kulturlandschaft vorfinden.
- Orte, die kulturell lebendig sind, profitieren doppelt: Sie ziehen Talente an und halten sie langfristig.
3. Übertragung auf Bremen
Genau hier setzt die Arbeit von Stadtkultur Bremen und unseren Einrichtungen an:
- Wir schaffen niedrigschwellige Angebote, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.
- Wir entwickeln innovative Programme, die Bildung, Kunst und Soziales verbinden.
- Stadtkultur-Einrichtungen sind oft die letzten verlässlichen Orte im Quartier, die niedrigschwellig erreichbar sind. Sie wirken Gewalt und Isolation entgegen, schaffen Begegnung und tragen so aktiv zur sozialen Kohäsion bei
- Wir sind Ankerpunkte in den Stadtteilen – und gleichzeitig Treiber für Innovation im gesamten Ökosystem Bremens.
Creative City: Beispiel Güterbahnhof
Der Güterbahnhof verbindet künstlerische Praxis, gesellschaftliche Teilhabe und urbane Entwicklung – und leistet damit einen unverzichtbaren Beitrag zur kulturellen Vielfalt, sozialen Integration und kreativen Dynamik der Stadt. Orte wie der Güterbahnhof sind nicht nur Treffpunkte für Kreative, sondern auch Reallabore für demokratische, solidarische und nachhaltige Stadtgesellschaften.
Dass solche Orte für die Zukunftsfähigkeit einer Stadt entscheidend sind, zeigt auch die demografische Entwicklung: so wandern gerade junge Menschen ab, wenn eine Stadt kulturell und sozial unattraktiv wird.
Damit Bremen als Stadt eine attraktive und vielfältige Kunst- und Kulturszene hat, braucht es für die Kreativschaffenden und Künstler:innen gute Produktionsbedingungen.
- Neben bezahlbaren Arbeitsräumen und Ateliers gehören dazu Professionalisierungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung und Sicherung der Qualität – auch um die Kreativen in der Stadt zu halten.
- Nicht wenige Projekte der Künstler:innen & Kreativen hängen zudem strukturell an den Einrichtungen und ermöglichen einen niedrigschwelligen Einstieg für den beruflichen Weg in die Kreativwirtschaft/Kunstbetrieb.
- Für die überregionale und internationale Sichtbarkeit und Vernetzung, braucht es Konsistenz. Beziehungen aufbauen, pflegen und Austausch ermöglichen, ist ein wesentlicher Bestandteil, um den Sprung aus der eigenen Blase und Szene zu schaffen. Aber: Internationalisierungsmaßnahmen fallen dem Mangel zum Opfer.
*
Part 3: Planbarkeit – nicht mehr „nur auf Sicht fahren„
Jedes Jahr von Neuem planen. Das ist Alltag für viele Einrichtungen der Stadtkultur. Wir teilen die gleichen Fragen und Sorgen:
- Können die Befristungen fürs Stammpersonal verlängert werden – wer übernimmt die Aufgaben, wenn das nicht mehr geht? Finde ich gut ausgebildete Honorarkräfte, die flexibel sind, denen Mindestlohn reicht, um einzuspringen? Wie erhalten wir Erfahrungswerte, damit das Wissen nicht verloren geht?
- In diesem Jahr beantragen wir die Projektmittel für das kommende Jahr, ohne mit Gewissheit sagen zu können, wie hoch der Eigenanteil wirklich sein kann und ob überhaupt Personal zur Verfügung steht, das Programm durchzuführen. Die Qualität leidet, das volle Potential bleibt unausgeschöpft.
- Auf Sicht fahren ist riskant, auf Sicht fahren ist anstrengend, auf Sicht fahren bedeutet, keine Planbarkeit herstellen zu können.
- Auf Sicht fahren ist Mangelverwaltung.
*
Part 5: “Was tun?”
Wir haben nun aufgezeigt, wie sich die aktuellen Rahmenbedingungen auf die Arbeit der freien Einrichtungen auswirken – und welche Folgen das für die Beschäftigten, für die Strukturen und letztlich auch für Bremen als Kulturstadt hat. Damit stellt sich die entscheidende Frage: Was tun?
Eine deutliche Erhöhung der Förderungen wäre eigentlich unabdingbar. Aber unter den aktuellen finanziellen Rahmenbedingungen – und angesichts der nachrangigen Bedeutung, die Kultur, und gerade die freie Szene, im politischen Bewusstsein oft hat – erscheint das kaum realistisch.
Deshalb schlagen wir etwas anderes vor: Wir brauchen eine gemeinsame Kulturförderstrategie. Einen Prozess, der über kurzfristige Ad-hoc-Maßnahmen hinausgeht und nachhaltige, strukturverändernde Wirkung entfaltet.
Wir wünschen uns noch mehr Transparenz – mit klareren Kriterien und noch nachvollziehbareren Entscheidungen und Entscheidungswegen.
Wir wünschen uns Partizipation – also die aktive Einbindung aller relevanten Akteur*innen: von Verwaltung und Politik über Verbände bis hin zur freien Szene, den Museen und Theatern.
Wir wünschen uns kontinuierliche Kommunikation – Austausch und Verständigung statt isolierter Einzelmaßnahmen.
Und wir wünschen und wir brauchen: eine langfristige Perspektive – Förderentscheidungen, die über Legislaturperioden hinaus Planungssicherheit schaffen.
Unser Vorschlag versteht sich ausdrücklich als Einladung: Lassen Sie uns diesen Prozess gemeinsam gestalten – partnerschaftlich, konstruktiv und mit dem Ziel, Kultur zu stabilisieren und die kulturelle Zukunft Bremens langfristig zu sichern
Oder anders ausgedrückt:
Um den Herausforderungen der kommenden Jahre gewappnet entgegentreten zu können – und Planungssicherheit sowie faire Bezahlung zu ermöglichen, und die Voraussetzungen zu schaffen, dass: die freien Einrichtungen – und generell Kunst und Kultur – weiterhin ihre zentrale Rolle spielen können (und zwar) für: gesellschaftlichen Zusammenhalt, Resilienz und Transformation, kulturelle Teilhabe, demokratische Gestaltung des Lebens in unserer Stadt und deren prosperierende Entwicklung, die sich nicht primär an ökonomistischen Kriterien orientiert, schlagen wir vor: ausgehend vom Kulturförderbericht 2018 in einem partizipativen und transparenten Prozess aller relevanten Akteur*innen aus Politik, Kultur und Verwaltung eine gemeinsame Kulturförderstrategie zu erarbeiten, bei der nicht einzelne Institutionen, Bereiche oder Akteur*innen gegeneinander ausgespielt werden, sondern bei der systematisch zusammengearbeitet und – mit viel Synergiepotential – der aktuellen Problemstellung in ihrer Komplexität begegnet werden kann und deren Ziele von einem geeigneten Wirkungscontrolling kontinuierlichen begleitet werden.
News
Am 28. Juni 2025 ist das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft getreten. Es verpflichtet alle Wirtschaftsakteure, ihre digitalen Angebote wie Websites und Apps barrierefrei zu gestalten, sodass sie von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Das Gesetz gilt grundsätzlich auch für Vereine mit mehr als zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 2 Mio. Euro, die Produkte oder Dienstleistungen für Verbraucher anbieten.
Grundsätzlich gilt das BFSG mit der zugehörigen Verordnung (BFSG-VO) für alle Wirtschaftsakteure, die Produkte oder Dienstleistungen für Verbraucher anbieten – also auch Vereine. Ausnahmen gelten für Kleinstunternehmen mit:
- weniger als 10 Beschäftigten,
- einem Jahresumsatz oder einer Bilanzsumme unter 2 Millionen Euro,
- Ehrenamtliche zählen nicht als Beschäftigte
Ob ein Verein darüber hinaus betroffen ist, hängt davon ab, welche digitalen Angebote er bereitstellt. Betroffen sind Vereine,
- die kostenpflichtige Leistungen oder Produkte online anbieten,
- interaktive Funktionen bereitstellen, die zu einem Vertragsabschluss führen (z. B. Online-Kurse, Ticketverkauf)
Nicht betroffen sind Vereine, die:
- ihre Website nur zur Information oder zur Mitgliedschaftsanfrage nutzen
- keine entgeltlichen Leistungen anbieten
Was heißt Barrierefreieiheit bei digitalen Angeboten?
Nach dem BFSG müssen digitale Angebote so gestaltet sein, dass sie ohne fremde Hilfe und über mehrere Sinneskanäle nutzbar sind. Dazu gehören: Alternative Texte für Bilder, Untertitel für Videos, einfache Sprache, Tastaturbedienbarkeit, Screenreader-Kompatibilität, Kontraste und Schriftgrößen für bessere Lesbarkeit.
Barrierefreie digitale Angebote bringen Vorteile auch für Vereine, die vom Gesetz ausgenommen sind. So kann sich die Reichweite der Webseite durch bessere Zugänglichkeit erhöhen oder sich positiv auf die Suchmaschinenoptimierung (SEO) auswirken. Zudem stärkt es natürlich Inklusion und Teilhabe.
Was passiert bei Verstößen?
Marktüberwachungsbehörden kontrollieren stichprobenartig die Einhaltung des BFSG . Bei Verstößen kann eine Aufforderung zur Nachbesserung erfolgen. Bei Wiederholung können Bußgelder bis zu 100.000 Euro verhängt werden. In Ausnahmefällen haften auch Vorstandsmitglieder.
Ansprechpartnerin für Bremen ist die Zentralstelle für barrierefreie Informationstechnik, deren Aufgabe die Durchsetzung und Überwachung der digitalen Barrierefreiheit in der Freien Hansestadt Bremen ist und die bei Fragen unterstützt. Grundlage hierfür bildet Abschnitt 3 im Bremischen Behindertengleichstellungsgesetz (BremBGG).
News
Gemeinsame Pressemitteilung der Hamburger Kulturbehörde, Finanzbehörde, Bezirksamt Harburg und des Dachverbandes zu den neuen Gehaltsstrukturen in der Hamburger Stadtteilkultur.
Hamburg setzt neue Maßstäbe für faire Bezahlung in der Soziokultur
Neue Gehaltsstruktur für Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Bürgerhäuser
Hamburg macht einen weiteren wichtigen Schritt für bessere Arbeitsbedingungen in der Soziokultur: Bisher erhält ein Großteil der Mitarbeitenden in Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Bürgerhäusern deutlich niedrigere Gehälter als Personen in vergleichbaren Positionen in anderen Organisationen. Zudem ist die Vergütung oft nicht einheitlich. Um die Arbeitsbedingungen in diesem für die Stadt so wichtigen Bereich zu verbessern, haben die Behörde für Kultur und Medien und die für Bezirke zuständige Behörde gemeinsam mit den sieben Bezirksämtern eine neue Stellenbewertung initiiert, die sich am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) orientiert. Jetzt liegen die Ergebnisse aus der Stellenneubewertung in der Soziokultur vor: Rund 65 Prozent der Stellen werden höher eingruppiert, rund 32 Prozent bleiben in derselben Gehaltsgruppe. Die Hamburger Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Bürgerhäuser erhalten dafür eine neue strukturelle Förderung von rund einer Million Euro jedes Jahr. Mit fairer Bezahlung und einheitlicher Tarifstruktur stärkt Hamburg so die wichtige kulturelle Arbeit in den Quartieren.
Das Projekt wurde durch die Initiative „KulturWert“ angestoßen, vom Bezirksamt Harburg koordiniert und gemeinsam mit dem Dachverband Stadtkultur Hamburg e.V. in den letzten drei Jahren durchgeführt. Ziel war es, die bestehenden Tätigkeitsprofile in den Stadtteilkultur-Einrichtungen zu analysieren, neu zu bewerten und erstmals in ein transparent nachvollziehbares Gehaltsgefüge zu überführen, das sich am Tarifvertrag der Länder orientiert. Bislang wurden gut 200 Stellen analysiert. Derzeit wurden 130 Stellen besser eingruppiert, 65 wurden gleich eingruppiert und die wenigen übrigen Stellen werden zukünftig niedriger gruppiert, wobei die niedrigere Entgeltgruppe erst bei einer Neubesetzung der Stelle greifen wird.
Hamburg ist das erste Bundesland, das diesen Prozess systematisch durchgeführt hat.
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Eine faire Bezahlung in der Kultur ist kein Luxus, sondern eine Frage der Anerkennung und Gerechtigkeit. Die Beschäftigten in Stadtteilkulturzentren und Geschichtswerkstätten leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Stadt – und das muss auch fair entlohnt werden. Mit den neuen Stellenbewertungen konnte eine wichtige Grundlage dafür geschaffen werden, um diese Arbeit anzuerkennen und abzusichern. Hamburg setzt damit bundesweit neue Maßstäbe. Ich hoffe, dass viele Städte und Gemeinden diesen Weg mit uns gehen. Damit haben wir außerdem eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, dass auch künftig die Arbeit in der Stadtteilkultur attraktiv bleibt. Mein Dank gilt dem engagierten Projektteam im Bezirk Harburg und der Stadtteilkulturszene, die diesen Weg über die vergangenen drei Jahre mitgegangen ist und tatkräftig unterstützt hat – ein großartiges Gemeinschaftsprojekt, mit dem wir die faire Bezahlung in der Stadtteilkultur realisieren können, die sie schon lange verdient.“
Dr. Andreas Dressel, Senator für Finanzen und Bezirke: „Wertschätzung bemisst sich nicht nur in Worten, sondern eben manchmal auch in Euro. Insofern haben wir hier gemeinsam ein gutes, vertretbares Ergebnis für die Beschäftigten der Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Bürgerhäuser erzielt. Mein Dank geht insbesondere an die Kolleginnen und Kollegen im Bezirk Harburg, die das Projekt federführend gesteuert haben. Zusammen mit einem weitgehenden Tarifausgleich für die kulturelle und soziale Infrastruktur im Zuge des Haushalts 2025/2026 haben wir gezeigt, dass sich die Institutionen, die sich jeden Tag um das Zusammenleben in unserer Stadt verdient machen, auch auf diesen Senat verlassen können. Gleichwohl bleiben die Zeiten und die Budgetentwicklung auch in den nächsten Jahren extrem herausfordernd.“
Dr. Anke Jobmann, Sozialdezernentin Bezirksamt Harburg: „Hier ist etwas wirklich Großes gelungen. Fachbehörden, Dachverband und Bezirksämter haben mit sehr viel Einsatz und Geduld zusammengearbeitet, um den Mitarbeitenden in der Stadtteilkultur, den Geschichtswerkstätten und den Bürgerhäusern mehr Sicherheit, Transparenz und Einheitlichkeit sowie eine faire Bezahlung ihrer Arbeitsleistung zu ermöglichen. Das ist für das friedliche, demokratische und vielfältige Zusammenleben in den Quartieren der Stadt unglaublich wertvoll. Insofern war es uns eine besondere Freude zu sehen, dass alle Akteure sehr konzentriert an einem Strang gezogen haben. Für diese tolle Erfahrung, das Engagement sowie das große Vertrauen der Fachbehörden und STADTKULTUR HAMBURG in den Prozess möchte ich mich ausdrücklich bedanken.“
Corinne Eichner, Geschäftsführerin des Dachverbands STADTKULTUR HAMBURG e.V.: „Das ist ein historischer Meilenstein für die Stadtteilkulturzentren, Bürgerhäuser und Geschichtswerkstätten in Hamburg – und für die Soziokultur bundesweit. Viele Jahre haben wir gemeinsam mit der Verwaltung, der Politik und engagierten Einrichtungen und Mitarbeitenden daran gearbeitet, die Leistungen der Beschäftigten sichtbar zu machen und tariflich angemessen zu bewerten. Der Dachverband hat diesen komplexen, innovativen und partizipativen Prozess von Beginn an mitgestaltet. Mit der neuen Gehaltsstruktur werden die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert: Die Stadtteilkultur kann künftig auch für junge, hervorragend ausgebildete Menschen ein attraktiver Arbeitsplatz sein. Das hilft dabei, die Einrichtungen für ihre wichtige Rolle bei der Stärkung einer demokratischen Gesellschaft mit vielfältigen kulturellen Teilhabemöglichkeiten nachhaltig zu stabilisieren. Unser großer Dank gilt allen Beteiligten: Dieser gemeinsame Erfolg ist Ausdruck gelebter Zusammenarbeit aller Ebenen, die längst verdiente Anerkennung für die Arbeit der Beschäftigten und ein entscheidender Schritt zur Zukunftssicherung der Einrichtungen der Hamburger Stadtteilkultur.“
Die Hamburger Stadtteilkultur spielt eine zentrale Rolle für gesellschaftlichen Zusammenhalt, kulturelle Teilhabe und die demokratische Gestaltung des Lebens in unserer Stadt. Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Bürgerhäuser sind wichtige Orte der Begegnung und der kulturellen Teilhabe, verbinden in ihren Programmen die Bereiche Kultur, Bildung, Sozialarbeit und Stadtteilarbeit und erreichen Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Herkunft. Die Beschäftigten vor Ort leisten tagtäglich einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt Hamburgs. Die neue tarifliche Systematisierung ihrer Arbeit wertet dieses Engagement strukturell auf. Es soll rückwirkend ab dem 1. Januar 2025 eingeführt werden. Die neue Bewertung orientiert sich am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) und bringt in allen Stellenkategorien deutliche Verbesserungen.
Sie umfasst folgende Stellenkategorien:
- Geschäftsführung: Entgeltgruppe 12 bis 14 (je nach Einrichtungsgröße und Angebotsvielfalt)
- Leitung Geschichtswerkstatt: Entgeltgruppe 13
- Hausleitung, Öffentlichkeitsarbeit und Programmleitung: Entgeltgruppe 11
- Buchhaltung und Veranstaltungstechnik: Entgeltgruppe 9a
- Hausmeister: Entgeltgruppe 4 bis 5 (je nach Ausbildung)
Die neue Gehaltsstruktur stärkt die Einrichtungen nachhaltig und schafft die Voraussetzungen für eine professionelle und kontinuierliche Arbeit in den Quartieren.
News
Sozialsenatorin Schilling würdigt Einrichtungen als unverzichtbar für Integration.
Im Rahmen ihrer Sommertour 2025 war Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration in den vergangenen beiden Wochen in zahlreichen Stadtteilen und Quartieren in Bremen und Bremerhaven unterwegs. Zum Abschluss tauschte sie sich auf einem Rundgang durch Kattenturm entlang verschiedener Projekte mit jungen Menschen sowie den Sozialpädagogen des Vereins zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit (VAJA e.V.) aus. In den Tagen zuvor hatte die Senatorin unter anderem in Blumenthal, Hemelingen, Huckelriede und Bremerhaven-Grünhöfe Quartierszentren, Nachbarschaftstreffs, Mütter- und Stadtteilbildungszentren besucht – Orte, die für viele Menschen im Alltag eine zentrale Rolle spielen. Der k:ulturladen Huchting und sein Team gehörte auch zu den Stopps auf dem Tourenplan der Quartiersbesuche von Senatorin Claudia Schilling.
„Quartierszentren sind Orte des Ankommens, Mitgestaltens und Miteinanders. Gerade für zugewanderte Menschen und Geflüchtete sind diese niedrigschwelligen Angebote unverzichtbar“, sagte Senatorin Schilling. „Sie bieten nicht nur Orientierung, sondern schaffen Begegnung und ermöglichen Teilhabe, mitten im Quartier, da wo die Menschen leben.“
Die Gespräche mit Mitarbeitenden und Nutzerinnen und Nutzern, die die Senatorin vor Ort führte, zeigten: Diese Einrichtungen seien häufig eine erste Anlaufstelle für Ratsuchende, sagte Schilling. „Sie helfen, die richtige Unterstützung zu finden, begleiten bei Alltagsfragen oder vermitteln weiter.“ Gleichzeitig seien Quartiers- und andere Treffs Orte, an denen sich Nachbarinnen und Nachbarn einbringen – sei es mit ehrenamtlicher Arbeit, im Kinderferienprogramm oder in Sprachcafés. Schilling: „Dass sich viele ehemalige Besucherinnen und Besucher heute selbst als Helferinnen und Helfer engagieren, freut mich.“
Beeindruckt zeigte sich Schilling auch von den Sprachförderangeboten: „Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Über die Angebote in den Quartieren lernen Menschen Deutsch nicht nur in Kursen, sondern ganz praktisch im Gespräch mit anderen, beim Tee, im Spiel mit Kindern oder im Austausch über das Leben im Stadtteil.“
Insgesamt habe ihr die Sommertour einmal mehr gezeigt, dass Quartiersarbeit gelebte Integration und soziale Teilhabe sei, resümierte die Senatorin. Quartiersarbeit stärke das Miteinander, mache Ressourcen im Stadtteil sichtbar und lasse Menschen neue Perspektiven entwickeln. „Das ist aber nur möglich dank der vielen Engagierten, die in den Quartieren tagtäglich wichtige Arbeit leisten – oft leise, aber mit großer Wirkung. Sie geben unseren beiden Städten Mut und Zusammenhalt“, betonte Claudia Schilling.
News
Das Kuratorium des Fonds Soziokultur hat in seiner zweitägigen Auswahlsitzung die Förderentscheidung für das zweite Halbjahr 2025 getroffen. Wenn der Bundeshaushalt 2025 wie geplant im Herbst in Kraft tritt, dürfen insgesamt 92 Vorhaben für Kulturelle Teilhabe in ganz Deutschland starten. Davon können vorerst 46 Projekte und Prozesse mit rund 634.000 Euro jetzt beginnen, die nächsten 46 im Volumen von weiteren 1,1 Mio. Euro vorbehaltlich der Verabschiedung des Bundeshaushalts. Die bewilligten Vorhaben setzen starke Kultur-Impulse für gesellschaftliche Beteiligung und den Zusammenhalt in ländlichen Gebieten und städtischen Randbezirken.
- In der Allgemeinen Projektförderung (partizipative soziokulturelle Projekte) wurden zunächst 12 Projekte mit insgesamt rund 228.000 Euro bewilligt.
- Im Programm Profil: Soziokultur (Organisationsprozesse) stehen 21 soziokulturelle Organisationen mit einer Fördersumme von rund 358.000 Euro in den Startlöchern.
- 13 Projekte junger Kulturschaffender erhalten im Förderprogramm U25 – Richtung: Junge Kulturinitiativen insgesamt rund 48.000 Euro.
Die Vorhaben stärken das gesellschaftliche Miteinander über vermeintliche Grenzen hinweg – mit künstlerischen Mitteln und mit starker Beteiligung unterschiedlicher Perspektiven von Menschen vor Ort. Von Film mit Jugendlichen, über Musik mit allen Generationen, Podcast aus der Provinz bis zur Kunstaustellung über Ortgeschichte: Soziokulturelle Projekte rücken Themen wie Erinnerungskultur, Frauen in den Naturwissenschaften, demografischer Wandel im ländlichen Raum oder Melancholie in Krisenzeiten in den Fokus und bearbeiten diese in verschiedenen künstlerischen Formaten. Die bewilligten Entwicklungsprozesse stärken die Strukturen soziokultureller Organisationen und befassen sich mit Generationswechsel, Inklusion, nachhaltiger Verbandsarbeit oder strategischer Weiterentwicklung. Sie sichern Angebote dort, wo Zugänge zu Kultur fehlen oder schwer sind.
Die Förderung der ausgewählten Vorhaben steht unter dem Vorbehalt der Bewilligung des Bundeshaushaltes 2025 durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), nach der sich die Liste der Bewilligungen (hoffentlich) noch erweitern kann. Eine Übersicht und Kurzbeschreibung aller bewilligten Vorhaben sind auf der Webseite des Fonds Soziokultur zu finden: https://www.fonds-soziokultur.de/de/gefoerderte-projekte.
News
Dem Künstlerhaus „Use Akschen“ im Bremer Überseehafen droht die Schließung! Seit 2013 wird im Bremer Künstlerhaus „Use Akschen 91“ Kultur geschaffen und gelebt. Die Mieter:innen haben eine Petition zum Erhalt des Künstlerhaus Use Akschen gestartet, bei der ihr euch beteiligen könnt.
Seit 2012 wird im Bremer Künstlerhaus „Use Akschen 91“ Kultur geschaffen und gelebt. Weit über 100 Bands, 400 Musiker:innen, Künstler:innen / Ateliers und junge Startup-Unternehmen haben in dieser Kultureinrichtung ein Zuhause gefunden. Bremer Bands schreiben, proben und nehmen ihre Musik dort auf – Amateurformationen, genauso wie erfolgreiche professionelle Acts und Szenegrößen wie Versengold oder Raum27, Mantar, JokA, Stunnah oder Lenny Morris. Es handelt sich damit um das zweitgrößte Kulturhaus Deutschlands und das mit Abstand größte Haus für Kulturschaffende in Bremen, das weit über die Stadtgrenzen unserer Hansestadt bekannt ist. Nun droht dieser Kultureinrichtung die Schließung.
Das im Überseehafen gelegene, viergeschossige Gebäude, in dem sich das Künstlerhaus befindet, wurde ursprünglich als Lehrwerkstätte für Auszubildende der AG Weser genutzt. Aus diesem Grund wurde bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung ein Antrag auf Nutzungsänderung in eine Einrichtung für Kulturschaffende gestellt. Der Nutzungsänderungsantrag steht aufgrund einer bauordnungsrechtlichen Differenz kurz vor der Ablehnung. Somit droht dem Haus die Nutzungsuntersagung und Schließung! Für den Kulturstandort Bremen wäre dies ein herber Verlust, denn der Bedarf an Räumen für Kulturschaffende in Bremen ist nach wie vor sehr hoch.
Proberäume und Ateliers sind rar. Das Künstlerhaus Use Akschen nimmt allein wegen seiner immensen Größe von fast 4000 qm genutzter Fläche eine besondere Rolle in der Bremer Kulturszene ein. Eine Schließung würde weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Kultur- und Musikszene unserer Stadt haben.
News
Unser Bundesverband Soziokultur hat ein Dashboard mit bundesweiten Daten veröffentlicht.
Mit dem neuen Dashboard Soziokultur macht der Bundesverband Soziokultur ab sofort umfassende Daten zur Arbeit, Verteilung, Struktur und Nutzung soziokultureller Einrichtungen öffentlich zugänglich. Grundlage sind die Mitgliedsdaten zum Stichtag 30. Juni 2025 sowie eine bundesweite Erhebung 2024 unter Einrichtungen in allen 16 Bundesländern. Die Auswertung erfolgte methodisch fundiert mit faktorenbasierter Hochrechnung und Raumtypisierung nach den Standards des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
Mehr als 800 Einrichtungen auf einen Blick
Soziokulturelle Zentren wirken in allen 16 Bundesländern: in Großstädten, Kleinstädten und ländlichen Regionen. 66,2 Prozent der Einrichtungen befinden sich in städtischen Räumen, 33,8 Prozent in ländlichen Regionen. Besonders stark vertreten ist die Soziokultur in den ostdeutschen Bundesländern, wo die Dichte gemessen an der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch ist.
Über 9 Millionen Besuche, 100.000 Veranstaltungen jährlich
Die Statistik 2025 belegt die kulturelle Leistungskraft der Soziokultur: Bundesweit fanden rund 100.000 Veranstaltungen mit über 9,3 Millionen Besuchen statt. Regelmäßige Angebote wie Kurse und Workshops in der kulturellen Bildung, Mitmachformate, Beratungen sowie Werkstätten, Media Labs, Makerspaces und Repair Cafés verzeichneten zusammen 5,6 Millionen Teilnahmen. Soziokulturelle Orte sind damit zentrale Anlaufstellen für alle Bevölkerungsgruppen und eröffnen niedrigschwellige Zugänge zu Bildung, Austausch und kreativem Schaffen.
Soziokultur lebt vom freiwilligen Engagement
Von den insgesamt 45.824 Akteurinnen und Akteuren in den Mitgliedseinrichtungen engagiert sich der größte Teil ehrenamtlich oder freiwillig – ob im Vorstand, bei Veranstaltungen oder in der Projektarbeit. Dieses Engagement ist eine zentrale Säule der soziokulturellen Arbeit.
Fundierte Grundlage für die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Soziokultur
„Dank der umfangreichen Beteiligung unserer Mitgliedseinrichtungen können wir mit dem Dashboard eine transparente, faktenbasierte Grundlage schaffen, um die Rahmenbedingungen für die Soziokultur zu verbessern und Förderstrukturen weiterzuentwickeln“, sagt Carolin Viktorin, Projektleiterin im Bundesverband Soziokultur.
Das Projekt wurde ermöglicht durch eine Förderung im Programm Profil:Soziokultur des Fonds Soziokultur.
News
Forderungen des Deutschen Kulturrates zur Umsetzung des Investitionspakets des Bundes.
Der Deutsche Kulturrat hat sich zur Umsetzung des Investitionspaktes des Bundes positioniert und hierzu acht Forderungen formuliert. Die Entscheidung, dass in den nächsten zwölf Jahren 500 Milliarden Euro investiert werden sollen, um die Infrastruktur in Deutschland zu ertüchtigen und dass 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfonds bereitgestellt werden sollen, begrüßt der Deutsche Kulturrat, ebenso, dass den Ländern und Kommunen Mittel zugewiesen werden sollen, um in die Infrastruktur zu investieren.
Der Deutsche Kulturrat fordert für die Umsetzung:
- dass die Kultur wie die Verkehrsinfrastruktur, Bildung und Sportstätten integraler Teil des Investitionspakets wird,
- dass Bund, Länder und Kommunen Investitionen in die kulturelle Infrastruktur im Rahmen des Investitionspakets vorsehen,
- dass neben der öffentlichen Hand auch private Eigentümer von Kulturimmobilien und kulturell nutzbaren Gebäuden an den Investitionsmitteln partizipieren können, sofern sie sich zu einer weiteren Kulturnutzung zu günstigen Konditionen (z. B. Mietbindung) verpflichten,
- dass bei den Antrags- und Vergabeverfahren im Kulturbereich die Expertise von Fachverbänden genutzt wird,
- dass bei der Umsetzung die Bauantrags- und Zuwendungsverfahren verschlankt und die Digitalisierung vorangetrieben werden, um möglichst schnell die Mängel zu beseitigen,
- dass Investitionen in die technische Infrastruktur des Kulturbereiches Teil der Investitionsvorhaben werden,
- dass bei allen Bauvorhaben grundsätzlich die Sanierung, Modernisierung und Umnutzung von Bestandsbauten einen Vorrang vor Neubau und Ersatzneubau erhalten, insbesondere bei baukulturell bedeutsamen bzw. denkmalgeschützten Bauten,
- dass in visiblen und sensiblen Bereichen wie Innenstädten, Denkmalbereichen und geschützten Landschaften baukulturell qualitätssichernde Verfahren eingehalten werden.
News
Der Bundesverband Soziokultur hat Ökologische Standards veröffentlicht, die spartenübergreifenden soziokulturellen Einrichtungen als Orientierungsrahmen und Praxishilfe für ressourcenschonendes Handeln dienen. Sie sind auch für andere Kultureinrichtungen relevant.
Der Bundesverband Soziokultur hat die Ökologischen Standards im Rahmen des vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Projekts Ökologische Mindeststandards für die Soziokultur entwickelt und gemeinsam mit zwölf soziokulturellen Einrichtungen erprobt. Die Standards machen bestehendes Engagement sichtbar, erleichtern die Umsetzung in der Praxis und unterstützen die strategische Verankerung.
Die Ökologischen Standards stehen über ein digitales Selbsteinschätzungstool zur Verfügung. Es umfasst fünf Module – darunter Programm Indoor, Programm Outdoor und Gastronomie – sowie drei Anforderungsstufen: von grundlegenden Mindeststandards bis hin zu anspruchsvollen Maßnahmen. So können Einrichtungen entsprechend ihrer Möglichkeiten und Rahmenbedingungen Schritt für Schritt vorangehen, ohne sich zu überfordern.
Die im Standard zusammengestellten Maßnahmen berücksichtigen die Besonderheiten der Soziokultur: Die Programmmodule orientieren sich an typischen Angebotsformaten der Soziokultur – etwa Festival, Bühne und Konzert, drinnen wie draußen. Gleichzeitig integriert der Standard sämtliche Anforderungen aus anderen Kulturbereichen und erfüllt nahezu vollständig die Vorgaben des Blauen Engels für Veranstaltungen.
Franziska Mohaupt, Projektleiterin im Bundesverband Soziokultur: „Der Klimakatastrophe können wir nur gemeinsam begegnen. Wir brauchen dafür Vorreiter:innen und entschlossenes Handeln. Viele soziokulturelle Einrichtungen setzen das längst um. Mit den ökologischen Standards können sie ihr Engagement sichtbar machen und andere motivieren.“
Die Ökologischen Standards fließen bereits in neue Qualifizierungsangebote ein. In Kooperation mit den Landesverbänden Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz – finanziert von den jeweiligen Landesministerien – entstehen Fortbildungen für Nachhaltigkeitsmanager:innen in der Soziokultur. Sie orientieren sich am Modell der Ökologischen Standards und vermitteln praxisnahes Wissen zur Umsetzung und Verankerung im Kulturbetrieb.
Die Ökologischen Standards und ergänzende Arbeitshilfen stehen jetzt online bereit.
News
Die Breminale möchte dieses Jahr verstärkt Barrieren abbauen und so Kultur für Alle ermöglichen. Das Festival ist wie immer eintrittsfrei und findet vom Mittwoch den 09.07. bis Sonntag den 13.07.2025 auf den Wiesen am Osterdeich an der Weser und der Kunsthalle im Park statt.
Dabei wurden dieses Jahr einige Maßnahmen räumlicher, technischer und kommunikativer Barrierefreiheit umgesetzt und eng mit der LAGS Bremen abgestimmt. In der letzten Ausgabe der Breminale konnten in Kooperation mit Musikszene Bremen e.V., dem Clubverstärker e.V., der Breminale sowie der jazzahead CLUBNIGHT und gefördert vom Projektbüro Innenstadt schon erste Maßnahmen identifiziert werden.
Diese sehr erfolgreiche Zusammenarbeit wird auch dieses Jahr gemeinsam mit der LAGS Bremen, dem Stadtteilmanagement Neustadt und dem Stadtkultur Bremen e.V. weitergeführt, um Barrieren auf Bremer Open-Air Festivals weiter abzubauen. Geplant ist außerdem, im kommenden Jahr im Projekt Ischa Barrierefrei 2026 auch auf anderen Bremer Open-Air Musikfestivals Barrieren zu reduzieren.
Rollstuhlpodest im Zelt und Hörunterstützungssystem auf der Radio Bremen Bühne
So wird es dieses Jahr neben einem Rollstuhlpodest vor der Bühne Schleuse im Zelt (siehe Lageplan auf der Website der Breminale) auch erstmals ein Wi-Fi-gebundenes Hörunterstützungssystem für Menschen mit Hörbeeinträchtigung auf der Radio Bremen Bühne geben.
Dieses in Deutschland sehr neue System »Bettear SHOW« ermöglicht sowohl normalhörenden als auch schwerhörigen Menschen, mit ihren persönlichen Bluetooth-fähigen Hörkomponenten an LiveVeranstaltungen teilzunehmen. Das Audiosignal der Bühne wird dabei in Datenpakete umgewandelt und via Wi-Fi übermittelt. Als Empfänger nutzen die Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Smartphones mit der installierten Bettear App und individuelle Hörkomponenten, beispielsweise Hörgeräte, CochleaImplantate oder Kopfhörer und spielen so das Audiosignal aus. Das System wird der Breminale vom Hersteller im Rahmen einer Kooperation zu einem stark vergünstigten Preis angeboten. Zusätzlich bekommt die Veranstalterin Unterstützung vom Senator für Kultur und den Beiräten Mitte, Östliche Vorstadt und Neustadt. Falls Euch kein Smartphone zur Verfügung steht, verleihn wir entsprechende Geräte mit Kopfhörern und Induktionsschleifen. Bitte meldet Euch vorab bei jonas@breminale.de.
Begleitservice für Menschen mit B im Schwerbehintertenausweis
Für Menschen, die Begleitung wünschen, kooperiert die Breminale mit „Inklusion muss laut sein“. Die Initiative stellt kostenlose BUDDIEs zur Verfügung, die Menschen mit Beeinträchtigung von zu Hause abholen, mit ihnen gemeinsam einen schönen Festivaltag auf der Breminale verbringen und die Feiernden anschließend sicher zurück nach Hause begleiten.
Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Berechtigt für eine »BUDDIE«-Begleitung sind Kulturfreunde und Kulturfreundinnen, die ein B im Schwerbehindertenausweis haben. Das Angebot ist nicht verfügbar für Besucher und Besucherinnen, die in einer Einrichtung leben, da diese für die Teilhabe an Kultur und Freizeit zuständig sind. Sollte aufgrund einer Neurodiversität kein Buchstabe vorhanden sein, so sprecht das Team von Inklusion muss laut sein trotzdem gerne an.
Für Fragen zur Begleitung steht das Team von Inklusion Muss Laut Sein gerne zur Verfügung (E-Mail: info@i-m-l-s.com, Telefon: 04825-902697). Montag – Freitag 10:00 – 16:00 Uhr. Zu allen anderen Fragen rund um Barrierefreiheit hilft Jonas gerne weiter, jonas@breminale.de.
Auch auf der Website der Breminale finden sich eine Reihe weiterer Infos zu Anreise mit Beeinträchtigungen, Toiletten, Geländegegebenheiten und Feiern vor Ort: https://breminale-festival.de/infos#Barrierefreiheit
Informationen zur Breminale in einfacher Sprache findet ihr hier: https://breminale-festival.de/einfache-sprache
Der künstlerische Leiter der Breminale, Jonte van Döllen, fasst dabei die Ambitionen des Festivals so zusammen: „Uns ist vollkommen klar, dass wir unser Fest am Deich nie komplett Barrierefrei werden gestalten können – Wiese, Matsch, Lautstärke, Menschmassen – das alles sind Faktoren, die gemeinsames Feiern erschweren können. Wir machen uns aber auf den Weg, setzen um, was geht, lernen und hören zu. Und sind erst zufrieden, wenn wir alles gemacht haben, was wir können, um jedem das Feiern zu ermöglichen.“