Bremer Autor:innenstipendium 2023: Anke Bär & Katrin Schumacher
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Bremer Literaturkontor // Jens Laloire |
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Zur Förderung des literarischen Nachwuchses sowie professionell arbeitender Autor:innen vergibt der Senator für Kultur auch im Jahr 2023 zwei Stipendien an Schriftstellerinnen, die ihren Wohnsitz in Bremen/Bremerhaven oder dem angrenzenden Umland haben. Wie bereits in den vergangenen Jahren werden zwei unterschiedliche Stipendien ausgeschrieben, deren Dotierung 2020 im Zuge der Bewerbung Bremens um den UNESCO-Titel „City of Literature“ jeweils verdoppelt worden ist.
Zum einen wird ein Projektstipendium zu 5.000,- Euro vergeben, das sich an bereits professionell arbeitende Autor:innen richtet, die an einem aktuellen Buchprojekt arbeiten.
Zum anderen ein Nachwuchsstipendium zu 4.000,- Euro (plus Mentoring-Programm), das sich an Autor:innen im Alter von unter 40 Jahren richtet.
Darüber hinaus sind beide Stipendien mit der Option eines Arbeitsaufenthalts von ein bis sechs Monaten in einem Appartement der Bremer Landesvertretung in Berlin verknüpft. Damit bietet die Landesvertretung beiden Stipendiatinnen die Möglichkeit, in der Hauptstadt für einen selbstbestimmten Zeitraum im Jahr 2024 intensiv an ihren Projekten weiterzuarbeiten.
Nach der öffentlichen Ausschreibung der Stipendien haben sich seit Anfang Juli insgesamt 51 Autor:innen um die beiden Stipendien beworben. Die fünfköpfige Jury hat sich über die Vielfalt der Einsendungen gefreut und schließlich folgende Entscheidungen getroffen:
Das Projektstipendium zu 5.000,- Euro geht an Anke Bär.
Das Nachwuchsstipendium zu 4.000,- Euro geht an Katrin Schumacher.
Begründung der Jury
1) Projektstipendium für Anke Bärs Buchprojekt „Du Tier, ich Mensch?“
Anke Bärs Buchprojekt „Du Tier, ich Mensch?“ beschäftigt sich auf eine innovative und originelle Weise mit dem Mensch-Tier-Verhältnis. Das Essay präsentiert für Leser*innen ab zwölf Jahren ein Alphabet an assoziativ zusammengestellten Begriffen, anhand derer die Autorin humorvoll und zugleich sympathisch wie empathisch über Angsthasen, Atome oder ihren eigenen Nachnamen reflektiert. Die Jury war beeindruckt von der kreativen Herangehensweise, die ein wildes Denken zulässt und dabei zum Philosophieren und Fabulieren einlädt. Anders als viele Sachbücher präsentiert das Projekt damit kein fertiges Wissen einer Welterklärerin, sondern eröffnet über Randnotizen sogar explizit Raum für zusätzliche Fragen und ein Reflektieren der eigenen Position.
Trotz des anspruchsvollen Themas gelingt es Anke Bär, mit viel Witz und Phantasie stilsicher einen kindgerechten Zugang zum Thema zu ermöglichen und komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären. Das Projekt „Du Tier, ich Mensch?“ ragte aufgrund seiner Originalität und hohen Qualität aus den eingereichten Bewerbungen stark heraus. Die Jury ist begeistert und überzeugt, dass daraus ein besonderes, Alt und Jung inspirierendes und darüber hinaus wunderbar illustriertes Buch werden wird, und gratuliert Anke Bär sehr herzlich.
2) Nachwuchsstipendium für Katrin Schumachers Roman-Projekt „Das Wunderschiff und das furchtsame Herz“
Kann ein Dampfschiff als Ich-Erzähler in Erscheinung treten? Kann der Schauplatz einer Geschichte selbst zum Perspektivträger werden? In ihrem Roman-Projekt „Das Wunderschiff und das furchtsame Herz“ hat Katrin Schumacher dieses literarische Experiment gewagt und überzeugend umgesetzt. Vor dem Hintergrund der beginnenden industriellen Revolution in Großbritannien zeichnet sie das Porträt einer Gesellschaft zwischen Fortschrittbegeisterung und Rückwärtsgewandtheit. Es ist eine Welt des Umbruchs, in der nicht nur technische Wunderwerke Konjunktur haben, sondern auch Angst und Irrationalität.
Mit kompositorischer Finesse gelingt es ihr, diesen Zeitgeist in eine fesselnde Kriminalhandlung zu übersetzen und bis ins Detail lebendig werden zu lassen. Handwerkliches Können verbindet sich mit einer enormen Rechercheleistung zu einem Text, der die Leser*innen in seinen Bann zu ziehen vermag.
Ausschlaggebend für die Jury-Entscheidung war nicht zuletzt der Eindruck, dass Katrin Schumacher eine Bewerbung von beachtlicher Reife vorgelegt hat und das Potential mitbringt, ihr Projekt zu einem fertigen Roman auszuarbeiten. Die Jury ist gespannt auf die weitere Entwicklung und gratuliert Katrin Schumacher sehr herzlich.
Zu den Autorinnen
Anke Bär wurde 1977 in Erlangen geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und arbeitet seit 2009 als freischaffende Autorin, Illustratorin und Dozentin in Bremen. Ihre beiden im Gerstenberg Verlag erschienenen Bücher Wilhelms Reise, Eine Auswanderergeschichte und Endres, der Kaufmannssohn, Vom Leben in einer mittelalterlichen Hansestadt wurden beide für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Darüber hinaus erhielt sie für ihre Bücher zahlreiche weitere Auszeichnungen, u.a. auch für ihr erzählendes, generationsübergreifendes Kinderbuch Kirschendiebe oder als der Krieg vorbei war. Jüngst ist dazu in Kooperation mit den Bremer Philharmonikern die Hörbuch CD Divertimento Kirschendiebe entstanden. Anke Bär durchstreift weite Felder, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben, um immer wieder festzustellen, wie sich doch alles auf überraschende Weise zusammenfügt. In freien Arbeiten wie auch im Kontext Buch gilt ihr besonderes Augenmerk dem Ineinandergreifen von Sprache und Bild.
Weitere Informationen unter: www.ankebaer.de
Katrin Schumacher, 1984 in Bremen geboren, studierte Germanistik in Bremen und Olomouc (Tschechische Republik) und promovierte auf dem Gebiet der deutschen Literatur des Mittelalters. Aktuell ist sie an einer niedersächsischen Universität im Bereich der Internationalisierung tätig und koordiniert dort unter anderem Angebote für internationale Studierende. Sie hat kürzlich ihr erstes Romanmanuskript fertiggestellt und schreibt nun unter dem Arbeitstitel „Das Wunderschiff und das furchtsame Herz“ an ihrem zweiten Romanprojekt.
Der Termin der Lesung der zwei Stipendiatinnen, bei der sie ihre Projekte vorstellen und Auszüge lesen, steht noch nicht fest, wird aber voraussichtlich Ende Februar sein. Das genaue Datum wird in Kürze bekanntgegeben.